Die Studioproduktion der täglichen Serie "Verbotene Liebe"
(Ausschnitt von meinem Bericht über mein Schülerpraktikum)

"Ich hätte mir nie träumen lassen, wie so eine Daily Soap gedreht wird.", erzählt mir eine Darstellerin der Serie. Tanja Wenzel spielt schon seit einiger Zeit die sympathische Isabell in der beliebten ARD-Vorabendserie.

Der Westdeutsche Rundfunk produziert die Serie. Er stellt die Studiobesatzung, die unter anderem aus Beleuchtern, Kameraleuten, Bild- und Toningenieuren und Aufnahmetechnikern besteht zur Verfügung. "Wir stellen im Prinzip eine Dienstleistung für die Grundy Ufa dar.", erklärt ein Bildingenieur den Praktikanten.
Grundy Ufa TV Produktions GmbH ist größter europäischer Daily-Produzent. Sie arbeitet im Auftrag der ARD.

Fließbandarbeit

Die Produktion der "Verbotene Liebe" kann man fast mit der Arbeit einer Fabrik vergleichen - allerdings mit Freiheiten, Kreativität und sehr guter Stimmung.
Die Uhr in der Bildkontrolle verdeutlicht das Arbeitstempo: Schnell, schneller, Daily Soap.
8 Uhr, Drehbeginn.
Diese Fließbandarbeit muss man sich folgendermaßen vorstellen:
Es wird in Blöcken produziert. Ein Block hat fünf Drehtage, und am Ende kommen fünf 24 minütige Folgen heraus.
Es ist aber nicht so, dass pro Tag eine Folge abgedreht wird, sondern ganz durcheinander.
Die Drehabfolge richtet sich nicht nach der chronologischen Geschichte, sondern nach räumlichen und praktischen Gesichtspunkten.
So wird den Technikern im Studio, sowie den Kameraleuten die Arbeit erleichtert.
"Man spart enorm viel Zeit, da man nicht so häufig umbauen muss.", erklärt mir der
Produktionsingenieur der "Verbotene Liebe" bei einer Studiobesichtigung an meinem ersten Tag am Set.
Das kann allerdings auch schnelle Umstellung von Hass auf Liebe, von Fröhlichkeit auf Traurigkeit für die Schauspieler bedeuten.

1700 Quadratmeter großes Studio

Klein Hollywood liegt vor den Toren Kölns - in Bocklemünd.
1962 kaufte der WDR das über 50 Hektar große Außengelände und produziert dort seit den 80er Jahren wichtige Sendungen in eigenen Außenkulissen und Produktionshallen, wie die Lindenstraße, den Käpt'n Blaubär, den Mausclub und die tägliche Vorabendserie Verbotene Liebe.
In zwei Studios mit 1700 Quadratmeter Fläche sind für die Verbotene Liebe bis zu 20 verschiedene Kulissen aufgebaut, in denen jede Woche über 100 Sendeminuten dieser Serie produziert werden.
So befinden sich ein Bistro, ein Krankenhaus, eine Kneipe, ein Pensionszimmer, ein Penthouse und noch weitere Wohnungen, in denen sich die Handlung der Serie abspielt, unter einem Dach.
Ein Zimmer ist im Prinzip wie ein offenes Puppenhaus. In jedem Raum fehlt die vierte Wand und die Decke.
Die Gäste des Bistros können in das Penthouse von Serienbiest Clarissa schauen.
Allerdings kann dieses Lokal nur Gäste (Komparsen) aufweisen, wenn gedreht wird.
Die Bewohner des Schlosses Friedenau blicken auf die Wohnung von Arno, wenn sie die Eingangstüre hineinkommen.
Das Studio in Bocklemünd ist riesig, die Zimmer sind jedoch sehr klein.
Auf dem Fernsehbildschirm wirkt alles viel größer.

Continuity und Requisite

An meinem ersten Tag bei der Verbotene Liebe werden zunächst alle Szenen, die im Lokal "Schneiders" stattfinden, hintereinander weggedreht.
Damit nicht das totale Chaos entsteht, gibt es die "Continuity".
Ihre Hauptaufgabe ist es darauf zu achten, dass die Frisur der Darsteller die gleiche ist, das Glas am selben Fleck steht, wenn Anschlussszenen an unterschiedlichen Tagen gedreht werden. Die Bilder sollen schließlich nachher zusammenpassen.
Aber erst einmal muss jemand dafür sorgen, dass überhaupt irgendwo etwas steht.
Die Requisite arbeitet eng mit dem Art Director, eine Art "Fernseh-Innenarchitekt", und
der Ausstattung zusammen. Die Requisiteurin ist ständig am Set und sorgt dafür, dass die richtigen Gegenstände am richtigen Ort sind, dekoriert Blumen, sorgt für das Essen und die Getränke für die Hauptdarsteller und Komparsen.

Disposition

Damit jeder weiß, wann, welche Szene, mit wem, und in welchem Zimmer gedreht wird, gibt es jeden Freitag einen neuen "Stundenplan" für die nächste Woche.
Auf dieser Disposition kurz Dispo steht der ganze Ablauf für Außen- und Innendrehs.
Die Disponentin plant den gesamten Zeitablauf für das ganze Team. Welche Szene wird wo, an welchem Tag und mit welchen Schauspielern gedreht.
Jeden Montag gibt es für die Schauspieler einen festen Probetag.
Da wird dann alles, was in der Woche gespielt werden soll, mit dem Regisseur einstudiert. Dienstag bis Freitag werden dann die Aufnahmen gemacht.

Aufnahmeleiter

Der Aufnahmeleiter übernimmt am Set die gesamte Koordination und sorgt dafür, dass jeder zur rechten Zeit am rechten Ort ist, damit ein reibungsloser Ablauf vorausgesetzt werden kann. Er richtet sich nach der Disposition.
Sein Markenzeichen: Knopf im Ohr. So hält er ständig Kontakt zur Regie.
Über Lautsprecher werden die Schauspieler, die in der nächsten Szene mitspielen von ihm aufgerufen: "Tanja, bitte ins Studio 1."

Maskenbildnerin

Bevor die Darsteller aber ihren Dreh haben, müssen sie erst einmal in die Maske, um aus den verschlafenen Schauspieler drehgerechte Darsteller zu machen.
In etwa einer Stunde entwirft die Maskenbildnerin für jede Figur das entsprechende Make up und die Frisur.
Bei Männer dauert es etwas kürzer, bei Frauen etwas länger.
Außerdem muss ein Maskenbildner ständig im Studio sein und auf die äußerlichen Kleinigkeiten achten, um eventuelle Korrekturen durchführen zu können.

Stellprobe, Generalprobe, MAZ

Im Studio wird dann erst einmal eine Stellprobe gemacht, d.h. die zu drehende Szene, die etwa eine Länge von einer Minute hat, wird durchgespielt, damit die Studiotechniker (Ton, Licht) und die Kameraleute, die montags bei den Proben nicht dabei sind, sehen, wo die Darsteller entlang laufen und was sie tun.
Mit dem Regisseur und seinem Regieassistenten wird die Szene besprochen.
Ihre Aufgabe ist es, die Drehbücher szenisch umzusetzen und die Schauspieler zu führen.
Fünf Regisseure sind parallel im Einsatz. Während Regisseur Nr.1 Folgen vorbereitet, arbeitet Regisseur 2 im Studio, Nr.3 ist beim Außendreh, Nr.4 macht die Nachbearbeitung seiner abgedrehten Folgen und Nr. 5 bereitet die Abnahme vor.
In einer kurzen Pause erklärt mir der Regisseur, der diese Woche im Studio arbeitet, was er zu tun hat.
"Ich bekomme das Drehbuch, lese die Regieanweisungen und ändere erst einmal alles ab.", meint er schmunzelnd.
"Danach teile ich die Szenen in Shots ein. Shots sind Kameraeinstellungen. Für jede Kulisse gibt es eine Skizze, in der ich die Kamerapositionen der zwei bis vier Studiokameras einzeichne. Außerdem zeichne ich ein, wo welche Darsteller zu stehen und zu laufen haben. Hinter jeden Shot schreibe ich nun, welche Kamera die Personen in welcher Größe einfängt. Es gibt N für Nah, HN für Halbnah, A für Amerikanisch und T für Totale."
Danach richten sich die Kameramänner und fangen die gewünschten Bilder ein.

Kostümwechsel

Nach der Stellprobe legen die Techniker los, und die Schauspieler ziehen ihre Kostüme an. "Kostüm-Wechsel" verkündet der Aufnahmeleiter über den Lautsprecher.
Die Kostümbildnerin kauft, entwirft und stellt die gesamte Garderobe der einzelnen Schauspieler zusammen. Sie ist verantwortlich für den "Look" der Figur, egal ob Haupt- oder Nebenrolle.
Der Kleiderschrank, der ihr zur Verfügung steht, ist 50 Quadratmeter groß und mit allen möglichen Kleidungsstücken bestückt.
Die Tätigkeit erfolgt in enger Abstimmung mit der Redaktion und Regie.
Verbotene Liebe gilt als die bestangezogene Daily Soap im deutschen Fernsehen.
Mode spielt in Verbotene Liebe tatsächlich eine wichtige Rolle. Um modisch immer auf dem Laufenden zu sein, sind Trendscouts unermüdlich auf Achse, z.B. auf internationalen Fashionshows und in Modejournalen.
Die Garderobieren schneidern, waschen und bügeln die Sachen und kontrollieren, dass in der entsprechenden Folge das richtige Kostüm getragen wird.

Beleuchtung

In der Zwischenzeit arbeiten die Beleuchter im Studio eng mit dem Kameramann im Studio weiter. Der Beleuchter (1. Kameramann) muss im wahrsten Sinne des Wortes die Schauspieler und die Dekoration ins rechte Licht rücken.

Drehklar

Danach folgt die Generalprobe. Der Regisseur hat nun die letzte Möglichkeit den Schauspielern die letzten Anweisungen zu geben.
Ist der Regisseur nach der Generalprobe zufrieden, verkündet er: "Macht euch drehfertig. Auf Wiedersehen!"
"Wir machen drehklar.", teilt dann auch der Aufnahmeleiter mit und gibt dies ebenfalls allen Beteiligten am Set über Lautsprecher bekannt: "Drehklar!"
Das Rotlicht ist an. Absolute Ruhe ist angesagt.
Der Regisseur ist inzwischen in einem Regieraum voller Technik (Bildregie) und gibt von nun an seine letzten Anweisungen und Verbesserungsvorschläge über Funk dem Regieassistenten im Studio weiter.
Dieser kann ihn über seinen "Knopf im Ohr" hören und erklärt den Kameraleuten und den Darstellern dann, welche Kleinigkeiten anders gemacht werden sollen.

Die MAZ läuft

Dann geht es los. Die Magnetbandaufzeichnung, kurz MAZ, läuft.
Der Kontrollmonitor für die Leute hinter den Kulissen zeigt die Klappe digital an.
"Die Folge 1302 / 10.Bild zum ersten Mal. Achtung, und Bitte!", ruft der Regieassistent und die Szene wird nun für die Mattscheiben zuhause aufgenommen.
Ist die Szene zufriedenstellend abgedreht, teilt der Regieassistent mit: "Danke, das checken wir."
Nun dauert es ein paar Minuten, bis der Regisseur und die Techniker das Bildmaterial überprüft haben.
"Verbotene Liebe" ist die erste Daily Soap, die in Video-Digitaltechnik produziert wird.
Die Bild- und Tonsignale werden in "computerähnliche Signale" umgewandelt und bearbeitet.

Standfotografin

In dieser Zeit macht sich die Standfotografin bemerkbar. "Macht ihr bitte Licht!", fordert sie die Bildingenieure über Funk auf, damit sie die Darsteller fotografieren kann.
Eine Standfotografin hält Szenen für die Presse und Programmzeitschriften fest.
Ist die Szene im Kasten geht es mit der nächsten weiter. "Der Check ist OK!"

Knochenjob

Zu den Dreharbeiten meint eine Darstellerin: "An manchen Tagen muss ich in über 10 Szenen mitspielen. Das ist ein echter Knochenjob. Es gibt eigentlich nie Zeit, sich zu sammeln und vorzubereiten."
Die Texte müssen sitzen. Zwei Darsteller antworten auf meine Frage nach dem Textlernen:
"Am Abend wenn ich heimkomme, bleibt wenig Zeit für meine Freizeit übrig. Abends muss ich immer das Drehbuch für den nächsten Tag lernen."
"Am Anfang war es für mich ganz schön schwierig, die Texte zu lernen. Für jeden Tag musste ich zuvor 4 Stunden den Text lernen. Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt und es ist einfacher den Text zu lernen, besonders wenn die Dialoge logisch aufgebaut sind."

Schauspieler

Wie wird man eigentlich Soap-Schauspieler? #
Dafür gibt es Castings (Vorspielprobe), für die sich jedermann bewerben kann. Die Casting-Crew ist ständig auf Talentsuche. Der strengen Gesichtskontrolle von Stefan Linke und Mirko Beckmann hat die Serie derzeit 20 Hauptrollen, sowie insgesamt ca. 1000 Nebendarsteller und mittlerweile an die 5000 Statisten zu verdanken - echte Polizisten, falsche Punker und ein echter Pastor. Sie treffen die Vorauswahl für Hauptrollen, bevor Redaktion und Producer, der verantwortlich für den gesamten kreativen Teil der Produktion ist, ihre Entscheidung treffen. Nebenrollen und Kleindarsteller besetzen die Leute vom Casting selbstständig. Die Schauspieler werden bei ihrer Arbeit von Coachest betreut. Ein Schauspiel-, ein Dialog- und ein Sprachcoach arbeiten regelmäßig mit den Schauspielern: Sie machen szenische Übungen, arbeiten an korrekten Betonungen, feilen an Dialekten und machen Atem- und Bewegungsübungen.

Catering

Gegen 12.30 Uhr gibt der Studio-Aufnahmeleiter bekannt, dass Mittagspause ist.
In der eigenen Kantine versammeln sich die über 100 Mitarbeiter der Verbotene Liebe.
Für die kulinarische Versorgung des gesamten Teams sorgt das Caterine.
Es kann auch vorkommen, dass bei einem Außendreh 20 Leute in einer kleinen Waldlichtung bewirtet werden müssen. Außendrehs finden immer mittwochs bis freitags statt.

Storyliner

Zwischendurch schauen die Darsteller auch im Produktionsbüro nach der Fanpost. "Die Fans schreiben oft, wie sie sich eine bestimmte Story entwickeln soll. Mal schauen, was sich das Storydepartment hat einfallen lassen."
Das Storydepartment gliedert sich in Storyliner, Story-Editor, Script-Editor und Dialogautor unter Leitung eines Chefautors.
Das sechsköpfige Team der Storyliner spinnt die Fäden der Verbotene Liebe.
"Wir sind die Götter der Serie." (VL-Storyliner Tom Chroust in einem Interview bei www.filmstadt.de)
Sie sind zuständig für die Entwicklung der Geschichten und der einzelnen Charaktere.
Laut Chefautor gibt es noch reichlich Stoff für die nächsten zehn Jahre.
Die Recherche recherchiert in enger Zusammenarbeit mit dem Storydepartement, d.h. sie beschaffen Informationen zu speziellen Themen wie u.a. Zölibat, AIDS, etc.

Am Nachmittag geht es mit dem Drehen direkt weiter. Szene für Szene.
Natürlich lassen sich Pannen nicht vermeiden.
Entweder wissen die Schauspieler mitten im Spielen der Szene ihren Text nicht mehr, sie versprechen sich, das Mikrofon ist im Bild oder andere Missgeschicke.
Es kann auch vorkommen, dass die Kameramänner der Bildmischerin unscharfe oder verwackelte Bilder liefern.

Toningenieur

Der Toningenieur nimmt am Set den Ton auf. Er sitzt dabei auf einem "Mikro-Kran", mit dem er das Mikrofon steuern kann.
Um möglichst nahe mit seinem Mikrofon bei den Darstellern zu sein, schaut er ständig in seinen kleinen Kontrollmonitor, damit das Mikrofon nicht im Bild zu sehen ist.
Sobald er ein anderes Geräusch in seinem Kopfhörer vernimmt, als das Sprechen der Darsteller, bricht er die Szene ab.
Die Schauspieler müssen darauf achten, dass sie z.B. beim Öffnen einer Cola-Dose nicht sprechen, denn sonst versteht man sie nicht deutlich.

Bildmischer

Die Bildmischerin sitzt in der Bildregie zusammen mit dem Regisseur am Mischpult. Sie sieht, was die drei Kameras gleichzeitig aufnehmen und setzt nach Anweisung des Regisseurs und auch ihrem eigenen szenischen Gefühl die aufgenommen Bilder per Knopfdruck zusammen.
Das Rotlicht an der Kamera kennzeichnet im Studio die Kamera, die gerade die Bilder für die entstehende Folge aufnimmt.

Pick up, Insert und Cliff
Der Kameramann hält die Szenen in bewegten Bildern fest

Jede Szene muss in etwa einer halben Stunde im Kasten sein.
Meistens wird die Szene zwei- bis viermal wiederholt. Oft wird eine Szene erst an einer bestimmten Kameraeinstellung (Shot) wieder angesetzt, um aufgetretene Fehler zu beheben.
Da die vorherigen Shots dem Regisseur gefallen haben, und dadurch Zeit gewonnen werden kann, heißt es: "Wir drehen ein ‚Pick up' ab Shot 8; Max mit ‚Das kann man wirklich nicht behaupten.'" (Beispiel Folge 1302 / 10.Bild)
Mit "Bitte Ruhe!" sorgt der Aufnahmeleiter wieder für Aufnahme-Stimmung. "Achtung, und Bitte!" Die Szene wird gespielt.
Damit die Kameramänner überhaupt wissen, bei welchem Shot sie welche Darsteller, wie groß im Bild haben müssen, bekommen sie einen Zettel, den sie beim Drehen immer in Blickkontakt haben. Auf diesem Zettel ist eingetragen, welche Kamera, welche Einstellungen nach und nach aufnimmt.
Wird in einer Szene zum Beispiel eine Nahaufnahme von einem Foto benötigt, das ein Darsteller betrachtet, so wird im Nachhinein ein sogenannter "Insert" gedreht.
Es wird nur noch diese Einstellung (Foto: nah) aufgenommen, das später in die Szene vom Cutter (Schnitt) eingefügt wird.
Cliff wird am Set das spannende Ende jeder Folge genannt. Der Kameramann fährt mit seinem Zoom an die Darsteller nah ran, die meistens etwas Schreckliches erfahren haben.
Die Cliffs werden ebenfalls oft als Inserts aufgenommen und in die Szene eingefügt, da diese Bilder nicht zu den einfachsten gehören. Oft werden sie beim ersten Drehen unscharf eingefangen oder die Darsteller können sich ein Lachen nicht verkneifen.

Drehschluss

Täglich gegen 18.30 Uhr ist Drehschluss.
Alle Szenen, die für den heutigen Tag vorgesehen waren, sind abgedreht.
Das Team kann zufrieden sein. Pünktlich mit einem Ergebnis fertig geworden, das sich sehen lassen kann.
Der Regisseur ist zufrieden. "Ich bedanke mich für die tolle Mitarbeit. Bis morgen."

Nachbearbeitung

Die abgedrehten Szenen eines Blocks (einer Woche) werden in der folgenden Woche digital bearbeitet.
Der Cutter schneidet, wenn eine Folge vom Bildmischer zusammengestellt ist, die richtigen Szenen in die richtige Reihenfolge und macht den Feinschnitt, möglicherweise auch mit Slow Motion und anderen besonderen Effekten.

Der Tonnachbearbeiter fügt gegebenenfalls zusätzliche Geräusche ein, wie z.B. Vogelgezwitscher und Autos.
Der Toningenieur zeigt mir in seinem Nachbearbeitungsstudio, wie er Geräusche von Gästen des Lokals einfügt, denn während der Aufnahme dürfen die Komparsen im Lokal keinen Ton sagen, jedoch so tun, als ob sie miteinander sprechen.
Außerdem bearbeitet er gerade eine Szene, die in der letzten Woche gedreht wurde, in der ein Stuntman eingesetzt wurde.
Er betont den Aufprall von seinem Sprung aus einem Auto.
Solche Effekte werden auch gebraucht, wenn das Drehbuch Gewitter, Feuer, Sturm oder auch nur Geräusche von vorbeifahrenden Autos vorschreibt.
Ein Komponist sorgt dafür, dass aktuelle Hits im Hintergrund der Szenen zu hören sind und komponiert Melodien für besondere Ereignisse und die einzelnen Figuren.
Diese musikalische Wiedererkennung unterstützt die Dramaturgie und fesselt den Zuschauer.

Ist eine Folge zusammengeschnitten, wartet sie auf das Ausstrahlungsdatum.
"Verbotene Liebe" dreht etwa 10 Wochen im Voraus.
Die Szenen, die in der ersten Aprilwoche aufgezeichnet wurden, werden demnach Mitte Juni in der ARD um 17.55 Uhr gesendet.

Der Ablauf meines Praktikums

Am Dienstag, 4.4.00 melde ich mich um 10 Uhr am Drehort (Set) im WDR-Außengelände in Köln-Bocklemünd. Zunächst muss ich, nachdem ich dem Pförtner meinen Passierschein am WDR-Eingang gezeigt habe noch etwa 200 Meter laufen, bis ich an der Rezeption der "Verbotene Liebe" angekommen bin. Dort erkundige ich mich nach dem Büro des technischen Leiters, Herrn Feld. In seinem Büro begrüßt dieser mich. Er ist der Ansprechpartner für alle organisatorischen Belange. Mit dem Produktionsingenieur werfe ich nun einen ersten Blick in die Räume hinter den Kulissen der Vorabendserie: Ton-Nachbearbeitung, Bildkontrolle, Bildregie, Tonregie und mache einen kleinen Rundgang durch die Halle mit den Studios, in dem gerade nicht gedreht wird.
Ich verfolge danach die Arbeit der Bildingenieure und die Dreharbeiten im Studio zunächst in der Bildkontrolle.

Erste Eindrücke von den Dreharbeiten

Nach einiger Zeit darf ich mit ins Studio gehen und kann nun live bei den Dreharbeiten zusehen. In den Kulissen des Bistros "Schneiders" werden heute Szenen für die ganze Woche abgedreht.
Zwischendurch ist Kostümwechsel für die Darsteller und die Beleuchter kommen zum Einsatz. Jede Szene muss anders beleuchtet werden. Umleuchten.
Von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr gibt es Mittagessen in der Kantine, in der ich mich kostenlos mit anderen Schauspielern und Mitarbeitern bedienen darf.
In der Mittagspause ist auch Zeit, Autogramme von den Stars zu ergattern. Ich überreiche einem Darsteller eine Urkunde von der auf meiner "Verbotene Liebe-Homepage" durchgeführten Starwahl.
Regisseur Ulf Borchardt, der das Geschehen ebenfalls mitverfolgt, ist erstaunt über die hohe Teilnehmerzahl. "Ein Fanclub-Präsident muss unbedingt als Komparse mitspielen.", meint der Regisseur und bringt mich in den Kostümfundus, in dem ich von der Kostümbildnerin ein Hemd für meinen Komparsenauftritt im Bistro bekomme. Die Szene wird Mitte Juni ausgestrahlt, deshalb wird sommerliche Bekleidung bevorzugt.
Zunächst werden noch einige andere Szenen abgedreht, bevor ich an die Theke im Bistro mit meiner "Tante" sitzen darf, denn ich "muss unbedingt gut im Bild sein", meint der Regisseur.

Komparsen sprechen ohne etwas zu sagen

Dann ist es soweit. In der Szene spielen drei Darsteller mit. Die Szene wird geprobt, danach folgt die Generalprobe. Zum Trinken bekomme ich eine Cola, allerdings nicht vom Kellner, sondern von der Requisite. Die Spielhandlung findet direkt neben mir statt.
Nun ist es soweit. Die Szene wird zweimal aufgezeichnet. Wir sollen uns unterhalten, allerdings ohne zu sprechen. Es ist auch ganz wichtig, dass ich nicht in die Kamera schaue, denn sonst schaue ich den Fernsehzuschauer an, weist mich der Kellner, der bei Verbotene Liebe eine Nebenrolle spielt, in die wichtigsten Verhaltensregeln des Komparsen ein. "Danke! Das checken wir." Nach einer halben Stunde ist der Dreh beendet. Nach der Bild- und Tonüberprüfung meint der Regisseur: "Stefan, ich habe dich gesehen!". In der 10.Szene in der Folge 1302, die voraussichtlich am 20.Juni ausgestrahlt wird, kann ich mich dann im Fernsehen sehen, teilt mir ein Mitarbeiter hinter den Kulissen mit und schenkt mir das Drehbuch mit den Regieanweisungen dieser Szene.

Deko-Wechsel

Gegen 15 Uhr ist Deko-Wechsel. Bis zum Drehschluss gegen 18.30 Uhr werden nun noch Szenen in der Kulisse "Wohngemeinschaft" gedreht. "Macht ein bisschen, sonst schaffen wir 18.30 Uhr nicht.", spornt der Regisseur das Team immer wieder an.
Pünktlich um 18.27 Uhr ist Drehschluss. Alle Szenen, die für den heutigen Tag vorgesehen waren, sind planmäßig im Kasten. Es ist Feierabend und es regnet. Ein Bildingenieur nimmt mich bis zur U-Bahn-Station mit.

Am Mittwoch, 5.4.00 bin ab 9.30 Uhr in den Studios. Es wird gerade in den Kulissen "Schloss Friedenau" gedreht.
Die Szene wird geprobt. Danach ist Kostümwechsel für eine der Schauspielerinnen.

Textlernen bis zur letzten Sekunde

Die zwei anderen setzen sich auf die Treppe der Kulisse, unterhalten sich und gehen noch einmal ihren Text durch. Der Kostümwechsel dauert etwa fünf Minuten. Nun geht es weiter mit der Generalprobe und der Aufzeichnung. "Die MAZ läuft. Achtung, und Bitte." Danach macht ein Kameramann mit den Darstellern und mir noch ein Foto. Deko-Wechsel.
Nun wird in der Kulisse "Zimmer Kati" gedreht.

Kleine Kulissen Diese Kulissen sind ziemlich klein. Ich verfolge die Dreharbeiten deshalb auf einem Kontrollmonitor, der in einer anderen Kulisse nebenan steht. Nach jeder abgedrehten Szene wird auf das "Der Check ist OK!" vom Aufnahmeleiter gewartet.
Zu der engen Kulisse meint ein Darsteller humorvoll zu seiner Serientochter: "Früher war das hier eine Besenkammer. Sie war damals schon ziemlich eng..."
An diesem Tag wird ziemlich schnell abgedreht und die Szenen sind früher gedreht, als der Zeitplan (Disposition) vorgibt.
Mittagspause 11.55 Uhr - 12.45 Uhr.
"Die Mittagspause ist in fünf Minuten beendet", meint der Aufnahmeleiter nach einiger Zeit.

Studiowechsel

Der Studiowechsel ist inzwischen beendet. Es wird nun in den Kulissen "Wohngemeinschaft Sander" in der anderen Halle mit vier Darstellern gedreht. Währenddessen schaue ich bei der Arbeit in der Tonregie zu. Der Tonregisseur klärt mich über die verschiedenen Landesrundfunkanstalten der ARD auf, zu denen auch der WDR gehört, der in Hörfunk und Fernsehen aufgeteilt ist. Ich erfahre, dass der Verantwortliche der Abteilung Studioproduktion des WDR Herr Harzheim ist. 5000 DM kostet eine Sendeminute der "Verbotene Liebe". Die Produktion ist sehr billig, was auf das enorme Drehpensum zurückzuführen sei. Die 120 Mitarbeiter produzieren an einem Tag etwa 25 Spielminuten, während beim Film pro Tag nur etwa eine Minute aufgezeichnet wird. Bei einer Produktion wie "Verbotene Liebe" werden drei Kameras eingesetzt. Beim Film wird nur mit einer Kamera gearbeitet. Die Szenen müssen dort öfters wiederholt werden, mit den unterschiedlichsten Kamerapositionen, die später vom Cutter zusammengeschnitten werden. Bei Verbotene Liebe werden die drei Kameras live "geschnitten", um Zeit zu sparen.

Optimale Beleuchtung

Für jede Kamera werden mindestens drei Scheinwerfer benötigt, um die Darsteller optimal zu belichten. Außerdem werden Stimmungslichter eingesetzt (Sonne, Gewitter, Zimmerlampen). Er demonstriert mir anhand eines Stiftes, der einen Schauspieler darstellen soll, wie die Beleuchter die Scheinwerfer auf die Darsteller richten müssen. "Eine große Schwierigkeit beim Fernsehen ist die Umsetzung der Dreidimension in die Zweidimension. Hierfür gibt es die Beleuchter, die mit Hilfe von Licht und Schatten auf den Zuschauer eine dreidimensionale Welt wirken lassen.", erklärt er mir. Der Hauptscheinwerfer bestrahlt die Darsteller seitlich von vorne. Damit die andere Gesichtshälfte nicht ganz im Dunkeln ist, hellt sie ein anderer Scheinwerfer von der anderen Seite ein wenig auf. Außerdem gibt es noch das Licht von oben. "Spitze" wird dieses Licht genannt, da das Licht von oben spitz auf die Darsteller leuchtet und ihre Haarspitzen aufhellt.
Inzwischen sind im Studio in der Kulisse alle Szenen abgedreht und es findet wieder ein Deko-Wechsel statt.
Szene für Szene - jede Woche etwa 100 Stück
Es wird nun in dem "Pensionszimmer Mark" eine Liebesszene gedreht, das für den morgigen Tag nach Drehschluß als "Pensionszimmer Daniel" umgebaut wird.
In diesen Szenen verfolge ich zum ersten Mal auch einen Cliff (Schluss einer Folge) - sehr interessant.
Standfotografin Anja Glitsch macht die letzten Fotos für die Programmzeitschriften des heutigen Drehtages.
18.15 Uhr ist Drehschluss und ich fahre mit dem Bus zur U-Bahn-Station und mit der U-Bahn nach Hause zu den Verwandten, bei denen ich in Köln wohnen kann.

Am Donnerstag, 6.4.00 komme ich wieder zur gleichen Zeit an das Außengelände in Köln-Bocklemünd.
Am Eingang von "Verbotene Liebe" sehe ich einen Darsteller, der einen Arzt spielt mit seinem Drehbuch in der Hand. Demnach wird heute also in der Kulisse "Notaufnahme" gedreht, die in einer Produktionshalle aufgebaut ist.
Er begrüßt mich in den Verbotene Liebe-Produktionsgebäuden des WDR. Tatsächlich werden zunächst sehr viele Szenen im Krankenhaus mit vielen Darstellern abgedreht - auch Komparsen sind im Einsatz und spielen Patienten.

Probe bis zum Check - etwa eine halbe Stunde

Jede Szene wird geprobt, aufgezeichnet, gecheckt. Zwei Cliffs werden ebenfalls aufgenommen - in Krankenhausszenen geht es eben spannend zu. Die Requisiteurin sorgt für alle nötigen Requisiten im Krankenhaus.
Von 12.40 Uhr bis 13.25 Uhr ist heute Mittagspause. Nach dem Mittagessen werden wieder Szenen im Krankenhaus aufgenommen, bis wieder ein Deko-Wechsel stattfindet.

Deko-Wechsel

Nun werden die Kamera auf das Pensionszimmer von Daniel gerichtet. Der Dreh kann beginnen. Zwischendurch "verwöhnt" der Regisseur seine Mitarbeiter mit Bonbons. Es herrscht trotz dem Drehstress eine lockere Atmosphäre. Ich kann die Tätigkeiten der Mitwirkenden beobachten und den Kameraleute über die Schultern schauen. Trotz dem Drehstress habe ich nie den Eindruck unerwünscht bzw. störend zu sein. Deko-Wechsel. Es werden nun noch bis 18.40 Uhr wieder Szenen in der "Wohngemeinschaft" aufgenommen, danach ist Drehschluss.
Beim Gehen treffe ich noch zwei Darsteller an der Rezeption, die mit mir Fotos machen und mir ein Autogramm geben.
Mit einem der beiden darf ich dann zur U-Bahn-Station mitfahren, mit der wir beide nach Hause fahren und uns u.a. über die "Verbotene Liebe" unterhalten. Beim Warten auf die U-Bahn treffen wir auch noch einen Kameramann, der ebenfalls mit uns nach Hause fährt.

Am Freitag, 7.4.00 beginnt um 9.30 Uhr leider schon wieder der letzte Tag meines Praktikums. Es ist gerade Studio-Wechsel.

Cliff- eigentlich kein Grund zum Lachen

Es werden nun wieder Szenen in der Wohngemeinschaft aufgenommen, u.a. wird auch ein Cliff aufgezeichnet. Eine fingierte Nachricht auf den Anrufbeantworter, die den Darstellern eingespielt wird, ist der Grund dafür. Darsteller Andreas Stenschke muss beim ersten Anlauf lachen. Der Regieassistent erkennt, das diese Szene etwas schwieriger werden könnte, jedoch kann der Schauspieler sich beim zweiten Mal beherrschen. Die Szene ist im Kasten. Um 12.15 Uhr ist Mittagspause. Nach der Mittagspause um 13.10 Uhr geht es mit Szenen in der "Wohnung Arno" weiter. Deko-Wechsel. Einige Szenen in einer großen Kulisse (Wohnung Philipp), die sich direkt gegenüber der Notaufnahme befindet, werden aufgenommen. Der Regisseur setzt sich während der Probe unerlaubterweise auf das Krankenbett, das von der Requisiteurin frisch hergerichtet wurde. Er hat ganz vergessen, dass seit dieser Woche eine "Deko-Sitzen-Kasse" von der Requisiteurin eingeführt wurde. 1 DM kostete ihn das Vergnügen. Die Möbel sollten nämlich immer wie neu aussehen, erklärt ihm die Requisiteurin. In einer Szene wird auch ein Foto gezeigt, das ich nach Szenendrehschluss von der Requisiteurin geschenkt bekomme. Zum Abschluss dieser Woche werden noch einige Szenen gegenüber in der Notaufnahme gedreht. Ein Darsteller ärgert sich in einer Szene über den unrealistischen Dialog und versucht in Absprache mit dem Regisseur die Szene etwas realistischer zu gestalten. Dieser nimmt seinen Verbesserungsvorschlag dankend an: "Deine Kreativität ist auch mein Erfolg."

Drehschluss: Wochenende: Praktikumsende

Der Regisseur fragt mich, ob ich nächste Woche wiederkommen würde. Er würde sowieso nicht mehr im Studio arbeiten, sondern am Schnittpult. Die etwa 100 abgedrehten Szenen dieser Woche (inklusive Außendreh) werden zusammengeschnitten. Natürlich nicht mit der Schere, wie ein Mitarbeiter mit ihm scherzt. "Das waren meine Anfangszeiten. Heute geht alles digital." Um 18.15 Uhr ist Drehschluss. Es wird Musik eingespielt und der Regisseur spendiert den Beteiligten in der Kantine etwas - es ist Wochenende! Das bedeutet aber leider für mich: Mein Praktikum ist leider schon Vergangenheit. Aber die Erinnerungen bleiben!

Es war eine tolle Woche!! Meine Erwartungen wurden auf jeden Fall erfüllt!

Block 264 / Folgen 1298-1302 / gedreht: 03.-07. April 2000 / gesendet: 14.-20. Juni 2000